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Eine diplomatische Künstlerreise von München nach Mariupol und zurück.

Christian Schnurer ist 1971 in Schwandorf in unmittelbarer Nähe des Eisernen Vorhangs geboren und aufgewachsen. Vor 30 Jahren verschwand der Eiserne Vorhang über Nacht. Europa und die Welt schienen plötzlich grenzenlos und frei. Als diese Hoffnung sich nach und nach zerschlug, machte Christian Schnurer Zustände an den europäischen Grenzen zu seinem künstlerischen Thema.

Europa im Jahr 2019 ist geprägt von Separierung und Nationalisierung. Die Bindungskraft der europäischen Gemeinschaft schwindet. Individualinteressen einzelner nationaler Bewegungen demontieren ein Projekt, das Mitteleuropa befriedet hat. Das den Frieden sichernde Konzept der Kooperation und Solidarität zwischen Nachbarn ist in Gefahr, fallengelassen zu werden. Gleichzeitig zur institutionellen Krise geht eine wachsende Zahl von Proeuropäern, verteilt über den ganzen Kontinent, auf die Straße, um für den Zusammenhalt zu demonstrieren. In dieser Situation erhält das Zeichen des individualisierten gelben Sterns auf blauem Grund eine ambivalente Bedeutung.

Der fünfzackige Stern ist ein traditionelles politisches Zeichen, dem in dieser Farbigkeit die Radikalität verloren gegangen ist. Kann diese Transformation das Versprechen der internationalen Verständigung einlösen? Ist er ein Zeichen der maximalen Individualität und des Separatismus oder der unteilbaren Gemeinschaft und Solidarität? Welchen Bedeutungswandel erhält dieses Zeichen, wenn es aus der Europäischen Gemeinschaft exportiert wird? Wie wird das Symbol interpretiert, wenn es gehisst wird an einem Pier des Asowschen Meers? In Sichtweite des anhaltenden Krieges in der Ostukraine, der nicht zuletzt mit der Frage der Zugehörigkeit zur Europäischen Gemeinschaft verknüpft ist.

»Ich hoffe, dass die Fahne des "Single Star” als Zeichen einer unteilbaren Einheit verstanden wird und nicht als Zeichen der Vereinzelung. Für mich verkörpert er den gemeinsamen europäischen Kulturraum, der nicht an diesem Pier endet.« (Christian Schnurer).

Die diplomatische Kunstreise »Single Star« ist ein Beitrag für »Eine Brücke aus Papier 2019«, die mit ihrem deutsch-ukrainischen Schriftstellertreffen nach Lemberg (2015), Dnipro (2016), Charkiw (2017) und Mariupol (2018) nun in München und Berlin stattfinden wird. Christian Schnurer war schon 2015 und 2016 mit dem Projekt »Exportweltmeister“ Gast in der Ukraine. 2019 bringt er den »Einzelnen Europäischen Stern« als selbst genähte Fahne nach Mariupol, um ihn am Asowschen Meer zu hissen und dort zu belassen. Für den Rückweg fertigt der Künstler eine »Single Star« Fahne aus ukrainischen Nationalflaggen, um sie in München und Berlin im Außenraum von »Eine Brücke aus Papier« zu installieren.

Christian Schnurer bringt die Reaktionen, Bilder und Filmaufnahmen zurück nach München und Berlin zum deutsch-ukrainischen Künstler- und Literatentreffen.

MONTAG, 22. OKTOBER 2019

Beginn: 16:00 Uhr
Ort: HALLE 6, Dachauer Str. 112 D, 80636 München