Das 15. Kreuz von Christian Schnurer auf dem Kreuze Weg in Etsdorf.
Stahl/Lack/Blei/Gold


Seit 2016  thematisiert „Salva Vida“ die internationale Beziehung zwischen dem Zentrum Europas und den Lebensbedrohungen an den Rändern des Kontinents.
Schwimmwesten von Geretteten wurden bei der Rückfahrt von einem Hilfstransport von Lesbos nach München transportiert und als „Ready Made“ im öffentlichen Raum platziert. Jedes Objekt ist Repräsentant für ein Einzelschicksal, für die Angst und die Hoffnung eines unbekannten Menschen auf Rettung seines Lebens.
Es ist eine Ermahnung von Nichtbetroffenen an ihre Verpflichtung zur Hilfeleistung, und eine Erinnerung an die Opfer der unterlassenen Hilfe.

Neues Feldkreuz „Salva Vida“ für den "Kreuze Weg" in Etsdorf
Der Münchner Künstler Christian Schnurer hat ein neues Feldkreuz am Kreuze Weg in Etsdorf errichtet. Der gebürtige Schwandorfer hat eine Kinderschwimmweste in Blei abgeformt und die Oberfläche vergoldet. Die Bleiskulptur wiegt 150 kg und ist mit einem Stahlrohrkreuz fest vergossen, wie sie als Anleger zum Vertäuen von Fähren benutzt werden. Die Kreuzform tritt zurück. Wichtig sind die Materialumwandlungen:
Schaumstoff zu Blei – Blei zu Gold – Leicht zu Schwer – Arm zu Reich, die den ambivalenten Umgang mit dem Migrationsthema in Politik und Gesellschaft sichtbar macht. 
Während das Feldkreuz installiert wird, sind in Camp Moria auf Lesbos 20.000 Geflüchtete interniert, ohne hygienische Mindeststandards oder Schutz vor dem Corona Virus.
Europa gibt Milliarden aus für den Schutz der Wirtschaft vor der Pandemie und verweigert den Gestrandeten die Lebensrettung und ein Mindestmaß an Menschenwürde. 

Unterstützen Sie jetzt die Helfer vor Ort mit Ihrer Spende:
www.seawatch.org

Christian Schnurer, „Salva Vida – Feldkreuz“, Stahl/Lack/Blei/Gold
www.salvavida.eu 
Die Realisierung des neuen Künstlerkreuzes wurde unterstützt durch die Firma LÜDECKE GmbH, Amberg.


"Kreuze Weg" Etsdorf – Kultur auf der Flur
Kostbare Zeugnisse unserer Vorfahren finden in Etsdorf eine wertvolle Fortsetzung in das 21. Jahrhundert. Auf dem Weg zur Asphaltkapelle entsteht seit dem Jahr 2009 der sogenannte "Kreuze Weg" mit spannend und ungewohnt gestalteten Künstlerkreuzen.
Der Brauch, am Wegesrand Zeichen des Glaubens, des Andenkens, der Dankbarkeit, des Mahnens oder der Freude zu setzen, blieb über unzählige Generationen seit dem Mittalter erhalten.
Damals wie heute haben diese Kleindenkmäler für uns Menschen große, persönliche Bedeutung. Sie erzählen von den Schicksalen Einzelner, von Familien, Gemeinden oder einer ganzen Region. Zwischen 30 000 und 40 000 Flurdenkmäler aller Art gibt es nach Schätzung des "Arbeitskreises für Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz e.V.“ in der Oberpfalz. Diese Tradition ins Heute zu führen, ist Herausforderung und Geschenk.
Wilhelm Koch und der Verein der Freunde der Glyptothek Etsdorf e.V. konnten bereits 14 Kunstschaffende, aus der Heimat ebenso wie international, und in diesem Jahr mit Christian Schnurer einen weiteren namhaften Künstler gewinnen, die das zentrale christliche Sinnbild in einer zeitgenössischen Formensprache und Aussagekraft qualitätvoll umsetzen. In ihrer individuellen Konzeption bilden die Werke einen großen Bogen intensiver Symbolik ab, von göttlicher Barmherzigkeit bis zur zeitkritischen Auseinandersetzung mit dem Schöpfungsgedanken inmitten einer herrlichen Landschaft, die von den Landwirten für die zukünftigen Generationen gepflegt und erhalten wird.
Symbole helfen uns, Zugang zu etwas zu schaffen, ohne dass wir dafür Worte finden müssen.
Im Werk von Christian Schnurer mahnt eine in Blei abgegossene Kinderschwimmweste an das Schicksal unzähliger Menschen, die aus Furcht um ihr Leben ihre Heimat aufgegeben haben, um in einer ungewissen Flucht ein wenig mehr als den Tod zu finden – eine Hoffnung, die allzu oft in den Meeresfluten untergeht. Die mit Blattgold überhöhte Skulptur ist an einem Stahlrohrkreuz montiert, wie sie bei Landestegen zum Vertäuen von Fähren benutzt wird. Die Weste steht für einen sterbenden Menschen, ein sterbendes Kind. Sie weckt die Assoziation zu Jesu Kreuzesworten „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34)
Die Marterl früherer Zeiten waren oft einfache Volkskunst, in der die Zweifel und Hoffnungen der Menschen Ausdruck fanden. Sie waren dennoch ebenso zeitgenössisch wie die Kreuze auf dem Weg zur Asphaltkapelle. Jede Epoche spricht mit ihrer Sprache zu den Menschen. Schönheit definiert sich als Wahrnehmung, gesehen mit den Augen und gefolgt von der individuellen Erkenntnis im Bewusstsein des Betrachters. Es ging und geht also in den Zeugnissen am Wegesrand nicht um „schöne Kunst“, sondern um die Kraft, mit der die DENK-mäler das starke Zeichen des Kreuzes jeweils neu interpretieren. Die Stationen am Kreuze-Weg werden für zukünftige Generationen von ebenso großem kunst- und kulturhistorischem Wert sein wie es die Marterln unserer Eltern- und Großelterngenerationen für uns sind. Doch schon heute sind sie eine bereichernde Kultur auf der Flur, die Einheimische wie Gäste aus dem weiten Umkreis einlädt - einen Augenblick innezuhalten, ein Gebet zu sprechen, sich an die Menschen und ihre Geschichte dahinter zu erinnern oder einfach dem Leben einen Moment Achtsamkeit zu schenken.

Dr. Maria Baumann, Diözesankonservatorin, Leiterin Kunstsammlungen des Bistums Regensburg.